Veranstaltung: | 130. aej-Mitgliederversammlung 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 8. Schwerpunktthema: „Wandelbar – Die Evangelische Jugend auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation“ |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | TA Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung |
Beschlossen am: | 24.11.2019 |
Basierend auf: | A2a: Wandelbar - Die Evangelische Jugend auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation |
Wandelbar - Die Evangelische Jugend auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation
Beschlusstext
Wer will, kann es wissen: Mit ihren massiven Eingriffen ins Erdsystem setzt die
Menschheit ihre eigenen Lebensgrundlagen aufs Spiel. Die Kosten des
verschwenderischen Konsums zahlen heute schon die Menschen in den am meisten
verwundbaren Regionen, am Ende aber wir alle. Ein grundlegender Wandel muss
sofort eingeleitet werden: Es geht um die Menschenrechte und Überlebenschancen
für alle.
Ökologische Bedrohungen und Herausforderungen machen vor Grenzen nicht halt.
Globales Lernen in der Evangelischen Kinder- und Jugendarbeit hat immer eine
ökumenische und internationale Dimension. Der Ansatz von »global denken -
lokal handeln« benötigt den Dialog über nationale, kulturelle und religiöse
Unterschiede hinweg.
Für die Evangelische Jugend folgt aus ihrem Glauben und dem biblischen Zeugnis
der Auftrag zum Aufbruch zu einer sozial-ökologischen Transformation und zu
einer Kultur der Nachhaltigkeit. Das bedeutet, die Menschen achten einander als
Nächste und respektieren die Begrenztheit aller Ressourcen. Diese sollen global
gerecht verteilt werden.
Deshalb fordert die Evangelische Jugend die Verantwortlichen in Gesellschaft,
Politik, Wirtschaft und Kirche auf:
- die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zum Maßstab
politischer Entscheidungen zu machen, zu verwirklichen und dabei die
bisherige Definition von Wachstum und Wohlstand kritisch und im Interesse
von weltweit sozialer Gerechtigkeit und der Wahrung planetarer Grenzen
(ökologische Grenzen der Erde) auf den Prüfstand zu stellen,
- auf europäischer und internationaler Ebene nachhaltige und
ressourcenschonende Rahmenbedingungen zu schaffen, um zukünftigen
Generationen das Leben in einer fairen, solidarischen und gerechten Welt
zu gewährleisten,
- nicht nur das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und die rechtlich
verbindlichen Emissionsreduktionsziele 2020 und 2030 der Europäischen
Union zu erreichen, sondern darüber hinaus auch eine konsequente, zügige
und sozialverträgliche Klimaschutzstrategie zu entwickeln und umzusetzen.
Ziel ist die 1,5°C-Begrenzung.
- die Rahmenbedingungen und Anreize dafür zu schaffen, dass ein
ressourcenschonendes und weltweit gerechtes Wirtschaften sowie ein
nachhaltiger Lebensstil die attraktive Alternative zu den bislang
herrschenden Wirtschafts- und Konsummustern sind,
- den notwendigen kulturellen Wandel zu ermöglichen, indem lebensfeindliche
Werte zurückgelassen werden und die „Ethik des Genug“[1] gestärkt
wird.
- Bildungsprogramme, die zu transformativen Denken und Handeln befähigen,
zu fördern,
- den notwendigen Strukturwandel zu einer sozialen-ökologischen Wirtschaft
zu begleiten und die Menschen beim Übergang in klimaverträgliche
Arbeitsplätze zu unterstützen.
Die Evangelische Jugend bekennt sich weiterhin zu ihren „Ökologischen
Leitlinien“ von 1994 und bekräftigt die vorhandenen Beschlüsse und
Materialien zum Thema. Sie ist sich ihrer Vorbildfunktion in der Gesellschaft
bewusst und bekennt sich mit diesem Kommuniqué zur sozial-ökologischen
Transformation als Weg zu einer Kultur der Nachhaltigkeit und macht sich in
folgenden Punkten dafür stark.
Mit ihrer Arbeit möchte sie Kinder und Jugendliche für diesen Weg begeistern
und mit ihnen Möglichkeiten für einen zukunftsfähigen Lebensstil entdecken.
Sie schafft Freiräume, in denen sie transformative Lebensweise kennen lernen,
entwickeln und ausprobieren können.
Die Evangelische Jugend tritt für eine Postwachstumsgesellschaft und
Solidarische Ökonomie ein - für eine Gesellschaft, in der die Politik dafür
sorgt, dass die Wirtschaft den Menschen dient, nicht umgekehrt. Sie wendet sich
gegen jede Form von Ausbeutung und engagiert sich nach ihren Möglichkeiten
dafür, dass Menschen nicht infolge ungerechter Verteilung in Armut leben
müssen – vor Ort, in Deutschland und weltweit.
Die Evangelische Jugend wirkt auf die Förderkriterien der Jugendringe, des
Bundes und der EU ein, damit zukunftsfähiges Agieren (z.B. öko-faire
Beschaffung) besonders bezuschusst wird.
Als Christ*innen machen wir uns für die Erzählungen der jüdisch-christlichen
Tradition stark, die uns Fülle zusagen und von der Ehrfurcht und Demut vor
allem Leben erzählen. Das Wachstumsdogma ist von der Angst vor materiellem
Mangel getrieben. Aus der Zusage der Fülle zu leben heißt, frei von dieser
Angst die Begrenztheit von allem zu respektieren. So wollen wir eine „Ethik
des Genug“ fördern.
Diese Punkte greift die Evangelische Jugend in ihren Bildungsangeboten auf.
Transformative Bildung trägt zum Empowerment von Kindern und Jugendlichen bei.
Sie lernen, sich in der hochkomplexen Welt zu orientieren und zu handeln und
festgefahrene Handlungsanweisen zu überwinden. Dabei entwickeln die Kinder und
Jugendliche eine Haltung der Achtsamkeit, Solidarität, schöpferische
Gerechtigkeit und Zivilcourage.
In ihrer Arbeit sensibilisiert die Evangelische Jugend für die globale
Dimension des Lebens. Dazu gehört vor allem über die Ursachen von Migration zu
sprechen und Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Migrationserfahrung zu
fördern. Außerdem schafft die Evangelische Jugend ein Bewusstsein, dass
Klimaschutz eine Frage von weltweiter Gerechtigkeit ist.
Die Evangelische Jugend verbindet Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Sie will
die CO2 Bilanz ihres digitalen Handelns berücksichtigen, Wege zur CO2
Kompensation aufzeigen und eine Onlineethik entwickeln, die Hilfen anbietet zum
respektvollen Umgang mit Menschen und Ressourcen im digitalen Netz.
Diese Punkte sind Teilaspekte der Suchbewegung hin zu einer transformativen
Entwicklung, zu der die Evangelische Jugend aufbricht. Sie müssen
fortgeschrieben werden und sind Ausdruck der Vielfalt von Ideen für einen
zukunftsfähigen Lebensstil.
Eine verstärkte Vielfalt und Diversität in den Strukturen der aej und ihren
Mitgliedern bildet die Voraussetzung, um der Komplexität der gesellschaftlichen
Herausforderungen zu begegnen.
[1] „Die Botschaft ist eindeutig: Gott hat uns genug zum Leben geschenkt,
deshalb müssen wir uns nicht im Streben nach immer mehr aufreiben. Wir können
miteinander teilen, anderen genug zukommen lassen und es uns genug sein
lassen.“ (siehe dazu: https://www.ekd.de/3-6-Ethik-des-Genug-1496.htm)
Begründung
erfolgt mündlich